Ein „Kloster“ auf dem Ulberg?

Aus der Ortschronik von Gundelsheim

verfaßt von dem Kaufbeurer Klosterbeamten
Johann Kaspar Rettenmayer, 1827
in seinen Untersuchungen über
„Geschichte der edlen Herren von Calentin.“

"Reiches geschichtliches Material in mehreren Mappen, das dem Studium reiche Ausbeute verheißt, liegt im Pfarrarchiv in Gundelsheim vor. Es handelt sich um Originalurkunden und Abschriften von Verträgen und Vereinbarungen, teils aus dem 17. Jahrhundert und älter, die dann später wegen Unleserlichkeit in neue Faszikel eingeschlagen und erklärt wurden, mit historischen Angaben und Abläufen ergänzt, zuletzt von der Hand des Pfarrers ( Dr. Ignatius Frank? oder Pf. Rau? ) von Gundelsheim nach 1800. Die Nachrichten beginnen mit der Geschichte des Ulberges:

„Wie ehemals zu Spielberg, dem jetzigen Spielhof, ein Weiler mit einer in alten Landkarten verzeichneten Kirche war, ebenso stand auch auf dem Ulberg ( Ulrichsberg ), der seinen Namen von Marschall Ulrich I. von Calentin-Rechberg herführt, ein Weiler mit einer noch sichtbaren Specula (Wachtturm). Dieser Weiler hieß Schafhausen und stand oberhalb der Kirchenruine auf dem Stachelberg (von „stacheln“ = auf- und absteigen), dem jetzigen Ulberg. Dieser Ort gehörte zur Nutznießung dem kalentin-rechbergischen Ritter und Speculator Wunibald von Schafhaus, dessen Tochter Marschall Ulrich I. zur Ehe hatte, die dann die Mutter der beiden Bischöfe Ulrich und Siegfried, des Marschall Hildebrand und der ersten Klostervorsteherin Adelheid auf dem „Stachelberg“ war. Das Kloster Berchtesgaden hat dort 1147 ein Gut. Das Kloster auf dem „Stachelberg“ bei Schafhausen, zwei Stunden südlich der Klöster von Heidenheim angegeben, wurde 1245 von Friedrich von „Trüdingen“, seiner Frau Agnes und Eglolf von Lierheim in seinen Einkünften reich verbessert und dem neuen Zisterzienserorden übergeben. Bischof Friedrich II. von Eichstätt bestätigt 1245 oben genannte Schenkungen und am 28. August 1248 genehmigt Papst Innozenz IV. den Nonnen auf dem Stachelberg die Privilegien des Zisterzienserordens und nimmt sie 1249 unter den Schutz des Apostolischen Stuhles.

Marschall V. von Pappenheim verkauft 1251 an die Äbtissin Elisabeth und Kloster Stachelberg sein Gut in „Lankpartshoven“, was Kaiser Konrad IV. im selben Jahr bestätigt.

Im Juli 1252 schenkt Rudolf von Hirnheim mit Zustimmung seiner Gattin Adelheid und des Augsburger Bischofs Hartmann, Graf von Dillingen und Khyburg sein Gut Zimmern im Ries an das Kloster auf dem Ulberg mit der Bedingung, daß die Nonnen für immer nach Zimmern übersiedeln, wo Rudolf für sich und seine Nachkommen eine Begräbnisstätte erwählt hat. Papst Innozenz IV. bestätigt 1253 die Verlegung des Konvents nach Zimmern, wo die Nonnen ein Kloster bauten.

Die Verlegung des Klosters scheint nicht ohne Widerspruch geblieben zu sein, besonders die Erneuerer des Stachelbergklosters, die Grafen von Truhendingen bedrängen Kloster Zimmern fortan in Rechten und Einkünften, weshalb Papst Bonifaz VIII. am 20. Oktober 1296 an den Bischof von Eichstätt und den Domdekan von Augsburg ein gleichlautendes Schreiben richtet, nach dem rechten zu sehen.

Auf dem Ulberg blieb nach der Übersiedlung ein Gutshof der Nonnen, wird aber später anscheinend aufgeteilt und in Erbbestand weggegeben, wird in den Zellhof, den Steinhaushof und acht kleine Anwesen (Sölden) geteilt und machte nun einen Weiler aus, dessen Stelle man noch weiß.

Die Frauenkapelle auf dem Ulberg (Stachelberg) muß häufig von Wallfahrern besucht gewesen sein, da 1466 die jetzigen Besitzer, die Deutschherren in Ellingen, in Rom Ablässe für die Wallfahrer erbitten.

Daneben steht im Walde an Stelle einer Martersäule die Kapelle St.Magdalena, zu der noch nach der Zerstörung bis 1720 Wallfahrten gehen.

Im Bauernkrieg 1525 wurde der Weiler Schafhausen, sowie die zwei Weißhöfe am Südhange des Ulberges und der Heinenhof auf den Hahnenkammwiesen am Wege nach Büttelbronn von aufrührerischen Bauern niedergebrannt und nimmer aufgebaut. Die Anwesen wurden nach Gundelsheim verlegt. Baron Fuchs in Möhren trägt sich 1629 mit dem Gedanken, die ehemalige Kapelle auf dem Eichhof, die Ulbergkapelle und St.Magdalena im Wald wieder aufbauen zu lassen. Die Pläne kommen aber nicht mehr zur Durchführung."


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Diese Darstellung ist wenig glaubhaft und dürfte durch neuere Untersuchungen widerlegt sein.

  • Das genannte Kloster „Stachelsberg“ hatte seinen Standort nicht auf dem Ulberg sondern auf der Höhe über dem Rohrachtal nahe der Stahlsmühle bei Ursheim. Es liegt hier offensichtlich eine Verwechslung vor.

  • Der Name „Ulberg“ ist wohl von der Bezeichnung „Uhl“ = Eule abzuleiten und nicht von Ulrich. Für ein „Ulrichpatrozinium“ der Ulbergkapelle gibt es keinerlei Zeugnisse.

  • Adelheid, die Tochter Marschall Ulrichs, der das Kloster gegründet haben soll, war mit dem Augsburger Burggrafen ( lat. praefectus ) verheiratet und wird in Urkunden „praefectissa“ genannt. Daraus wurde fälschlicherweise angenommen, Adelheid sei „Vorsteherin“ des Frauenklosters gewesen.

  • Die Annahme, daß durch aufrührerische Bauern das Kloster am 1. Mai 1525 zerstört worden sei, ist unwahrscheinlich, da sich zu dieser Zeit der fragliche Bauernhaufen in der Nähe von Dinkelsbühl befand.

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