Die historischen Ereignisse der Reformationszeit brachten der Pfarrei über ein Jahrhundert hinweg wiederholt tiefgreifende Umwälzungen. 1542 trat Pfalzgraf Ottheinrich zum Protestantismus über. In seinem religiösen Eifer setzte er alles daran, seine Untertanen gemäß dem Grundsatz
"CUJUS REGIO -EJUS RELIGIO"
"wessen Herrschaft - dessen Religion"
der neuen Lehre zuzuführen.
Obwohl in der Hofmark Wolferstadt das Domkapitel das Patronatsrecht und die Dorfherrschaft besaß und deshalb nach allgemeiner Gepflogenheit der Ort hätte katholisch bleiben können, setzte sich Ottheinrich über alle Eingaben des Domkapitels, Proteste des Bischofs und Gerichtsbeschlüsse hinweg. In den meisten Pfarreien der Region wurde die Reformation ohne Widerstand der Bevölkerung durchgeführt. In der Regel traten die Pfarrer zum evangelischen Glauben über, nahmen sich auf Drängen Ottheinrichs eine Ehefrau, meist die Haushälterin, und betreuten ihre Pfarrkinder wie zuvor. Die Gläubigen selbst merkten kaum etwas vom Glaubenswechsel.
Manche religiösen Praktiken und Bräuche allerdings, wie z.B. das Ziehen des hölzernen Palmesels durch das Dorf oder das Herablassen einer Taube beim Pfingsgottesdienst wurden als abgöttisches Treiben abgeschafft.
Auch das Wallfahren war den Verfechtern der neuen Lehre ein Dorn im Auge und wurde untersagt. Um dem Verbot Nachdruck zu verleihen ließ Ottheinrich in seinem Territorium die Wallfahrtskirchen schließen oder gar abreißen. Im Falle der deutschordischen Wallfahrtskapelle auf dem Ulberg ordnete Ottheinrich an, das Dach abzudecken, um so das Gotteshaus dem Verfall preis zu geben. Heute kündigt noch die Ulbergruine von einer einst blühenden Wallfahrt im 15.Jahrhundert.

Ulbergruine