Sonntag, 11. November
(Donauwörther Zeitung)
Ganz Wolferstadt mit seinen Ortsteilen war am naßkalten Sonntagmorgen anläßlich des 800-jährigen Pfarreijubiläums auf den Beinen, als Bischof Dr. Karl Braun in „St.Martin auf dem Berg“ das Pontifikalamt anläßlich des 800-jährigen Pfarrjubiläums zelebrierte.
„Wenn wir nach der Feier sagen können, ich bin stolz darauf, ein Christ zu sein, dann haben wir verstanden, was uns dieses 800 Jahre alte Gotteshaus sagen will", betonte der Bischof in einer ergreifenden Predigt.
Die Begrüßung des „Diözesanhirten“ durch den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Anton Aurnhammer brachte die Meinung der zahlreichen Kirchenbesucher zum Ausdruck: „Wir fühlen uns sehr geehrt, daß Sie als schwäbischer Landsmann zu uns nach Wolferstadt gekommen sind.“ Die Barockkirche St.Martin, deren Baukörper romanisch ist, war dementsprechend - vor 20 Jahren besuchte letztmals ein Bischof die Gemeinde - festlich geschmückt. Über dem Altarraum prunkte ein aus Körnern gefertigtes Bischofswappen, am Eingangstor zum Kirchengelände hing ein Girlanden-Kreuz mit dem Spruch
Dem Aufruf folgten die Fahnenabordnungen der Kath. Landjugend, der Freiwilligen Feuerwehr, des Krieger- und Soldatenvereins, des Schützenvereins St.Martin, der Reservisten der Bundeswehr (alle aus Wolferstadt) sowie die Feuerwehren aus Hagau und Zwerchstraß. Die Stadtkapelle Wemding spielte zum Kirchenzug der Vereine auf.
Pfarrer Peter Tontarra begrüßte Braun, indem er Ignatius von Antiochia zitierte: „Wo der Bischof weilt, da ist auch Kirche.“ Braun entgegnete: „Die Ehre eines Bischofs ist so eine Gemeinde wie Wolferstadt, weil sie mit ihrer kunstvollen und eindrucksvollen Pfarrkirche St.Martin dem Herrn alle Ehre macht.“
Der Gottesdienst wurde durch den Wolferstädter Knaben- und Männerchor sowie durch festliche Orgelklänge gebührend umrahmt.
Der geistige Höhepunkt der Feier 800 Jahre Pfarrei Wolferstadt war sicherlich die Predigt des Bischofs in der völlig überfüllten St.Martinkirche. „Der Patron“, so betonte Braun, „war ein Heiliger der Nächstenliebe.“ Die Glaubenskraft gelebten Christseins, das zeige auch das Leben des hl. Martin, gleiche einer Stadt auf dem Berg, die anderen den Weg weist. „Als ich Wolferstadt auf Umwegen suchte, zeigte mir die Pfarrkirche wie ein Leuchtturm auf dem Berg den Weg.“ Der Bischof versuchte den Hörern die religiöse Erfahrung nahezubringen, die Menschen in Wolferstadt 800 Jahre im Glauben gefestigt hat: „Das Vertrauen darauf, daß wir von Gott angenommen sind.“
Bewahrung einer Tradition ohne neuen Glaubensimpuls sei sinnlos. „Wem sollte denn eine bloße Rückschau nützen?“ fragte der Hirte die Herde. Aus dem weit verbreiteten weltanschaulichen Gesinnungschristentum müsse wieder lebendiges Zeugnis und Tat werden. „Der Herr läßt seine Kirche nicht im Stich. Wer die Kirchengeschichte kennt, weiß, daß es immer ein Auf und Ab gegeben hat“, ermunterte Braun die Gläubigen zu einem Neuanfang. Nur ein überzeugtes Christentum könne den Vorwurf, „Die Christen sind Sonderlinge, sozusagen die Nachhut von gestern“, widerlegen.