Mittelalterliche Kloster- und Domschulen
Die mittelalterliche Schule war zunächst die Lateinschule in den Klöstern und Stiften. Ihre Bestimmung war die Heranbildung des Nachwuchses an Priestern, Mönchen und Nonnen. Die Unterrichtssprache war ausschließlich das Lateinische, die Sprache der Kirche und der Wissenschaft. In den Schreibstuben der Klöster fertigten die Mönche Schriften der Religion, der Philosophie und der Naturwissenschaften und verzierten sie mit kunstvollen Initialen.
Magistratsschulen in den Städten
Mit der Entwicklung der Städte ab 1200 wurden Schulen unter Magistratshoheit eingerichtet. Die Stadt stellte den angesehenen "Magister", "Rektor" oder "Schulmeister" ein, der mit seinen Lehrgesellen Unterricht erteilte. Unterrichtssprache war ursprünglich Latein. Der Lehrplan glich dem der Domschulen. Zunehmend wurde auch in Deutsch unterrichtet. Der Zweck war die Ausbildung der Söhne reicher Patrizier und Kaufleute für die aufstrebenden Unternehmen in Handel und Gewerbe.
Winkelschulen auf dem Land
In der Lebens-und Arbeitswelt des bäuerlichen Dorfes bestand kaum Verlangen nach schulischer Bildung. Als Untertanen waren die Landbewohner politisch rechtlos, wirtschaftlich abhängig vom jeweiligen Grundherrn und galten im allgemeinen als minderwertige Glieder der Gesellschaft. In der von Gott gewollten Ordnung rangierte der Bauer auf der untersten Stufe. Er hatte die Aufgabe, die Stände des Adels und und der Geistlichkeit mit den notwendigen Nahrungsmitteln zu versorgen, der Herrschaft untertänigst zu gehorchen und sich mit den äußerst bescheidenen Lebensverhältnissen zufrieden zu geben. Lesen und Schreiben war für sie eine brotlose Kunst und Schule ein entbehrlicher Luxus. Die Grund-, Orts- und Landesherrn zeigten aus nahe liegenden Gründen wenig Neigung, ihren Untertanen eine schulische Ausbildung zu gewähren.
Der Pfarrer war meist die einzige Person im Ort, die lesen und schreiben konnte. Buben, die seiner Meinung nach talentiert für einen geistlichen Beruf waren, erteilte er zuweilen Unterricht in den Grundfertigkeiten des Lesens und Schreibens oder er beauftragte damit einen schreibkundigen Diakon oder Kaplan. Der eigentliche schulische Werdegang vollzog sich dann fernab der Heimat in einem klösterlichen Seminar..
Manchmal kamen fahrende Scholaren, gescheiterte Studenten, ehemalige Schreiber aus den Amtsstuben fürstlicher Residenzen oder sonstige Personen, die sich leidliche Kenntnisse im Lesen und Schreiben angeeignet hatten, in das Dorf, stellten irgendwo ihre Tafel auf und boten marktschreierisch auf eigene Rechnung ihre fragwürdigen Lehrkünste an. "Schule" fand entweder unter der Linde am Dorfplatz oder in einer Scheune statt. Die Schüler zahlten Eintritt in der Hoffnung, die Kunst des Lesens und Schreibens in kurzer Zeit zu erlernen. In der Regel erfüllten sich die Erwartungen nicht und nicht selten hatte sich der "Herr Lehrer" mit dem Geld aus dem Staub gemacht. Derartige "Winkelschulen" genossen deshalb weder bei der Bevölkerung noch bei der Obrigkeit besonderes Ansehen