Wemdinger Wochenblatt
19./20.Febr.1927
Alamannisch/Fränkischer Grabfund
Dr. E. Frickhinger, Nördlingen, schreibt:
Nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn Kaminkehrermeisters Grundl jun. von Wemding waren beim Auflegen einer Dunggrube hinter dem Hause des Herrn Joh. Baumann in Wolferstadt Skelette mit Waffen und Schmucksachen gefunden worden. Eine Besichtigung der Stelle ergab, dass dort drei Gräber aufgedeckt worden waren. Nach einer Mitteilung des Herrn Baumann sollen hier auch füher schon Gräber aufgefunden worden sein. Es scheint sich also um einen größeren Friedhof zu handeln, der nach den Funden der alamannisch-fränkischen Zeit (5.-7. Jahrh. n.Chr.) zuzuweisen ist und den ältesten Begräbnisplatz Wolferstadts darstellt.
Urkundlich wird Wolferstadt zwar erst 1144 zum ersten Male genannt, die Auffindung des Friefhofes zeigt aber, dass dort bereits im 5. oder 6. Jahrhundert eine Siedlung bestand. Der Name erklärt sich als „die Stätte des Wolfhart oder Wolfer, eines Mannes, der stark oder herrlich gleich dem furchtbaren Wolfe ist“ ( s. Chr. Mayer, über die Ortsnamen im Ries ).
Die Funde, die Herr Baumann die Freundlichkeit hatte, an unser vor- und frühgeschichtliches Museum abzutreten, bestehen aus
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einem 90 cm langen eisernen, einschneidigen Hiebmesser, einem Skramasax,
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einer 33 cm langen eisernen Lanzenspitze mit Tülle,
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einem eisernen Schildbuckel,
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vier verteilbaren bronzenen Schließen mit Gegenbeschläg,
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2 bronzenen Ringen,
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5 bronzenen, versilberten, Riemenzungen,
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einer durchbrochenen bronzenen Gürtelzierscheibe
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und neun grünen, gelben und braunen Ton- und Glasperlen.
Die Skelette sind leider nicht geborgen worden, doch deuten die Waffen auf mindestens ein Männergrab und die Zierscheibe und die Perlen auf ein Frauengrab hin. Nach Mitteilung des Herrn Baumann lagen die Skelette von Westen (Kopf) nach Osten (Füße).
Grabfunde (Nördlinger Stadtmuseum)