Wieder katholisch! 1616

Eine erneute Wende im Konfessionsgerangel bahnte sich an, als der designierte Nachfolger Philipp Ludwigs, der junge Wolfgang Wilhelm 1613 die (katholische) Schwester des bayerischen Herzogs Maximilian, heiratete, nachdem er zuvor streng geheim zum Katholizismus übergetreten war. Am 12. August 1614 starb sein Vater, der überzeugte Lutheraner Philipp Ludwig. Daraufhin leitete Wolfgang Wilhelm Ende 1615 als regierender Fürst die Gegenreformation ein und führte seine Untertanen nach und nach wieder zur katholischen Kirche zurück. Zur Unterstützung ließ er Jesuiten aus Dillingen, Ingolstadt und Regensburg kommen. (Mit einer Büste des Ordensgründers Ignatius von Loyola am rechten Seitenaltar unserer Pfarrkirche soll an das Wirken der Jesuiten im Dienste der Gegenreformation erinnert werden.) Die evangelischen Pfarrer wurden abgesetzt und 1619 gab es fast nur noch katholische Priester.

Die Bevölkerung musste nun wiederum - zum vierten Male innerhalb von 75 Jahren - die Konfession wechseln. Im Gegensatz zur Einführung der Reformation unter Ottheinrich aber regte sich nun landauf landab der Widerstand. Die Fünfstetter musste der damalige Landrichter Spürinek mit 40 Soldaten zum Gehorsam zwingen, was, wie es im Monheimer Pfarrbuch heißt,

"an allen Orthen ein gut Exempel gewesen."

Wer den sonntäglichen Gottesdienst nicht besuchen wollte, dem drohte eine Ordnungsstrafe von 3 Talern. Den Verstorbenen versagte man das kirchliche Begräbnis, wenn sie nicht zuvor katholisch geworden sind. Wer sich nicht bekehren wollte, musste das Land verlassen. So zog beispielsweise der Metzger Hans Kirchmayr aus Monheim nach Weißenburg, nachdem er, wie es wörtlich heißt:

"die päpstlich verdammliche religion öffentlich und mit ärgerniß verflucht und verschworen."

Auch die Hagauer Bauern waren eifrige Lutheraner. Sie sträubten sich zunächst hartnäckig, wieder katholisch zu werden. Der Chronist Conrad Fürst vermerkte hierzu:

"Ja, eine Zeit lang kam es vor, daß der Mann zum lutherischen Gottesdienst nach Polsing wanderte, während das Weib den katholischen in Hagau oder Wolferstadt besuchte. Zuletzt siegte die Macht des Weibes. Weil das schöne und zugleich fromme Geschlecht im Katholischwerden den Männern voranging, so behauptet es zum steten Angedenken hiefür noch heute die Kirchenstühle zur rechten Seite in der St. Vituskirche."

Den Leuten fiel es lange schwer, sich an die katholischen Gepflogenheiten zu gewöhnen. Vor allem das Knieen wollte so gar nicht recht klappen.
So berichtet der Monheimer Stadtpfarrer nach Eichstätt:

„Nach der Predigt habe ich angefangen, Vater unser, Ave Maria, Glaube, zehn Gebote, die offene Schuld und das pfälzische gemeine Gebet zu beten. Da sie aber das Knien nicht können, hat Herr Landrichter von seinem Chörlein aus geschrien und gemahnt und auch bestraft mit der Keuchen (Kerker). Jetzt ist das Knien vonstatten gegangen.“

Ein anderer Pfarrer schreibt:

"In die Beichtstühle haben sie sich gar nicht so leicht schicken können. Da sie den Beichtvater darin sitzen sahen, haben sie gemeint, auch sitzen zu müssen und haben sich mit Mühe auf das obere Brett hinaufgeschwungen.“

Noch während des 30-jährigen Krieges hofften viele auf einen Sieg des Luthertums mit Hilfe des Schwedenkönigs Gustav Adolf. Allmählich aber fasste der alte Glaube wieder Fuß und war am Ende des Krieges fest verwurzelt.

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Wolferstadt, ein lutherischer Ort
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