Sehr geehrter Herr Hofmann
Daß ich Ihnen heute als Unbekannter schreibe, wird Sie bereits in eine schreckliche Vorahnung gelenkt haben. Immer wenn diese härteste Pflicht an mich als Kompanieführer herantritt, neues Leid in die Heimat zu bringen, dann würde ich am liebsten diese hereinbrechenden Schmerzen den lieben Angehörigen abnehmen. Täglich stehen sie alle den gleichen Gefahren gegenüber und doch denkt keiner von uns jungen Menschen an den Abschied von diesem Leben, was uns alle noch bevorsteht.
Vor wenigen Tagen kam ihr lieber Sohn Anton zu meiner Kompanie zurück, die gerade mitten im Einsatz stand. Mit welcher Freude nahmen ihn seine Kameraden wieder auf in die alte Gemeinschaft, die allein alle Härten des Krieges am leichtesten überbrückt. Damit unser Oberjäger Hofmann sich besonders leicht einlebt, behielt ich ihn erst einige Stunden bei mir, freute mich über sein sonniges, frisches Wesen, das aus seinem ganzen Verhalten ausstrahlte und baute schon große Hoffnungen auf meinen Unterführer. Dann führte ich ihn in die Stellung und sobald er mit allem vertraut gewesen wäre, hätte er seine Aufgabe als Gruppenführer angetreten. Aber der Herrgott hatte anders entschieden. Am 4.10.vormittags 10 Uhr, als gerade ein Kamerad ihn im Schützengraben besuchte, schlug eine feindliche Granate in unmittelbarer Nähe ein. Splitter im Kopf und in der Brust nahmen ihm auf der Stelle das Leben. Der Sanitäter wollte ihm noch zu Hilfe eilen, aber es war bereits zu spät. Wie für Sie so mußte er auch von uns plötzlich und unerwartet Abschied nehmen. Sein Soldatenleben, das ihm trotz mancher Strapazen mit Freude begleitete, mußte er mit dem Heldentod besiegeln. Im Friedhof von Galambod, 50 km nördlich von Neumarkt in den Siebenbürger Ostkarpathen bereiteten wir ihm seine letzte Ruhestätte. Alle, die Ihren lieben Sohn kannten, werden stets an seinen herrlichen Charakter denken und wir alle wollen Ihnen aus ganzem Herzen in Ihrem Schicksalschlag beistehen. Möge das Schicksal noch manch anderen von uns reißen, aber die Kameradschaft und die bisherigen Opfer, die wir erleben mußten, werden weiterleben bis zum Letzten. Ihr Opfer ist schwer und nicht von heute auf morgen zu trösten, das weiß ich aus eigener Familie. Drum wollte ich Ihnen auch sofort schreiben, um bange Ungewißheit zu ersparen, trotzdem ich immer noch im harten Einsatz stehe gegen die russischen Massen.
Das Nachlaßgepäck Ihres Sohnes wird gleichzeitig abgesandt. Sollten Sie irgendwelchen Wunsch haben, so stehe ich Ihnen immer gerne zur Verfügung.
In herzlicher Anteilnahme und aufrichtigem Mitgefühl grüßt Sie
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