In unserer Zeit des technischen Fortschritts, des wirtschaftlichen Wachstums und der Globalisierung fällt es schwer, die Lebenswirklichkeit unserer Vorfahren so zu erfassen, wie sie sich vor 400 Jahren hier in Wolferstadt abgezeichnet hat. War es die "gute alte Zeit" oder war es das "finstere Mittelalter"? Ich meine: beides entspricht nicht der ganzen Wirklichkeit. Wir sollten uns hüten, die Vergangenheit mit den Maßstäben unserer Zeit zu messen. Unsere Vorfahren vor 10 oder 15 Generationen wussten sich in einem Ordnungssystem geborgen, das ihrer Meinung nach von Gott gewollt und deswegen gut war. Das Leben als Untertan war nicht so unerträglich, wie man heute meinen könnte. Gerade in den kleinen Herrschaften, wie die Hofmark Wolferstadt eine war, bot sich ein echter menschlicher Vorteil: die persönliche Bekanntschaft mit der Obrigkeit. Das Amt vor Ort gewährleistete außerdem kurze und transparente Verwaltungsabläufe.
Die alte Ordnung, die jahrhundertelang als unumstößlich galt, fiel im vorigen Jahrhundert. Der Untertan wurde zum freien Mann mit Anspruch auf die demokratischen Grundrechte unserer Verfassung.
Eine schrankenlose Freiheit freilich kann es auch heute und morgen nicht geben. Jede Gemeinschaft, auch die Dorfgemeinschaft, kann nur funktionieren, wenn sich jeder einzelne an gewisse Spielregeln, an eine "Ehehaft" hält, die natürlich heutzutage eine andere sein muß als vor 400 Jahren.
HERZOG PHILIPP LUDWIG
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