Das Schuljahr begann überall im Frühjahr, meist nach den Osterfeiertagen. Ausgestattet mit einem "Extra-Schul-g`wand" machten sich die Schüler auf den alltäglichen Schulweg. Die Buben zogen eine "kurze Lange" bzw. "lange Kurze" (Hose)an, während die Mädchen ihre obligatorische "Schulschürze"trugen. Im Winter schlüpfte man in wollene Strümpfe, die mit einem Gummiband an den Beinen befestigt waren und das Abrutschen verhindern sollten. Während der Sommermonate ging man barfuß, um das Schuhzeug zu schonen.
Die Unterrichtszeiten waren je nach Jahreszeit verschieden. Von Mai bis Oktober war "Sommerschul". Für die "große Schul" ( 4.bis 7.Jg.) dauerte der Unterricht von sieben bis neun Uhr, für die "kleine Schul" ( 1.Jg. bis 3.Jg.) von neun bis elf Uhr. In der "Winterschul" war auch nachmittags Unterricht. Der vormittägliche Unterricht war durch die Pause unterbrochen, in der die Schüler im Freien herumtollen und ihr Pausebrot verzehren konnten: ein Stück Brot mit "g`salzenen Grieben"oder einem Apfel vom eigenen Garten. Ganz selten, wenn "d`Sau" geschlachtet wurde, gab es ein "Leberwurstbrot"
Die wenigen Schulsachen, die damals die Kinder besaßen, eine Tafel und einen Griffel, konnten sie mühelos an der Hand oder unterm Arm transportieren. Doch bald kamen Behältnisse auf, in die man die notwendigen Utensilien verstauen und bequem befördern konnte. Taschen aus Leinen, aus Fellen und schließlich aus gegerbtem Leder wurden üblich.
Geschrieben wurde in der Hauptsache auf Schiefertafeln, die etwa so groß waren wie ein DIN A 4-Blatt.. Am Holzrahmen baumelten ein Schwamm und ein Lappen mit denen das Geschriebene gelöscht werden konnte. Die Tafel war für viele Eltern eine teure Anschaffung. Sie musste deshalb oft mehrere Schülergenerationen aushalten, was nur bei äußerst pfleglicher Behandlung gelang. Häufig durchzogen tiefe Ritzen und Sprünge die Schreibfläche, was die Arbeitsfreude der Kinder nicht gerade beflügelte und ein ordentliches Schreiben geradezu unmöglich machte. Als Schreibgerät diente ein "Griffel" aus Schiefer, der täglich mit dem Messer oder mit Vaters Feile gespitzt werden musste. Die Stifte waren so dünn wie eine Stricknadel und für ungeübte Kinderfinger ungeeignet. Vor allem waren sie leicht zerbrechlich, so dass in der Griffelschachtel oft nur noch "Stumpen" waren. Die weicheren mit Holz ummantelten "Buttergriffel" in Bleistiftstärke waren angenehmer im Gebrauch und als "Luxusartikel" sehr begehrt. Die zum Teil mit buntem Staniol umwickelten Griffel waren häufig beliebte Geschenke zu Weihnachten oder Geburts-bzw.Namenstagen. Der Vorteil der Schiefertafel war, dass das Geschriebene mühelos abgewischt und immer wieder benutzt werden konnte.
Dass dabei Reinlichkeit und Hygiene nicht immer im gebotenem Maße beachtet wurde, beweist ein Visitationsbericht aus dem Jahre 1887:
Die Schüler der höheren Klassen mussten gelegentlich Einträge mit Tinte und Federhalter anfertigen. Die Tinte besorgte der Lehrer beim Apotheker Schmid in Wemding in Form eines Pulvers, das er mit Wasser anrührte und in die Tintengläser füllte. Die Schüler waren angehalten, die Buchstabenformen exakt wiederzugeben und ein optisch gefälliges Schriftbild anzustreben. Nicht selten passierte das Missgeschick, dass zuviel Tinte an der Feder war, auf dir Heftseite tropfte und zum Entsetzen des Schülers einen dicken hässlichen "Patzer" hinterließ.
Man war überzeugt, dass mit der Schreiberziehung eine konzentrierte und sorgfältige Arbeitshaltung erreicht und damit auch die Charakterbildung positiv beeinflusst werde.
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