Ein düsteres Kapitel bildete zweifellos auch an unserer Schule die NS-Zeit. Für das Hitler-Regime war die Schule eine wichtiger Ansatzpunkt zur Durchsetzung seiner verbrecherischen Programme. Der Griff nach der Jugend bedeutete ihm Griff nach der Zukunft.
Die braunen Bildungsreformer wollten eine reichsweit einheitliche Schulstruktur schaffen: u.a. die vierjährige gemeinsame Grundschule. Christliche und bürgerliche Bildungsgüter widersprachen ihren Vorstellungen von einem nationalsozialistisch geprägten Menschenbild und mussten daher der neuen Ideologie weichen. So wurden entgegen dem Reichskonkordat,das am 12.September1933 mit dem Heiligen Stuhl abgeschlossen wurde und das die Beibehaltung der Bekenntnisschule gewährleisten sollte, bis 1937 sämtliche Bekenntnis- und Privatschulen im Reich abgeschafft und durch bekenntnisfreie und regimekonforme Einrichtungen ersetzt
Künftig sollten Schülerinnen und Schüler nicht mehr zum selbstständigen Denken und Handeln erzogen werden, sondern zu gläubiger Hingabe an „Führer" und Volksgemeinschaft. Die Jungen sollten später gute Soldaten werden und die Mädchen einmal viele künftige Soldaten gebären - so einfach war das Weltbild der Nationalsozialisten. Der körperlichen Ertüchtigung wurde eine besondere Bedeutung beigemessen.
So stellte sich Hitler das Ideal eines deutschen Jungen vor. Die überkommenen Wertvorstellungen einschließlich des christlich geprägten Menschenbildes hatten hier keinen Platz.
In jedem Klassenzimmer musste ein Führerbild an exponierter Stelle angebracht werden. An besonderen Tagen, wie Hitlers Geburtstag (20.April) 1. Mai oder 9.November (Marsch zur Feldherrnhalle) sollte es mit Blumen geschmückt werden. Die ursprünglich angeordnete Entfernung des Kreuzes aus den Klassenzimmern musste nach heftigen Protesten der Eltern wieder rückgängig gemacht werden
Wenn der Lehrer das Klassenzimmer betrat, hatte die Klasse in strammer Haltung und in „zackiger“ Lautstärke mit „Heil Hitler!“ zu grüßen. Die althergebrachten üblichen Grußformeln wie „Guten Morgen!“ oder „Grüß Gott!“ galten als nicht mehr zeitgemäß und waren verpönt.
Der Unterricht begann an Stelle eines Gebetes in der Regel mit einem Führerspruch oder mit dem Absingen des „Deutschland, Deutschland über alles!“ und des Horst Wessels-Lied („Die Fahne hoch!“) Dabei wurde auf eine soldatisch-korrekte Körperhaltung mit ausgestrecktem rechtem Arm geachtet.-
Die Lehrbücher für alle Unterrichtsfächer wurden entsprechend der nationalsozialistischen Weltanschauung gestaltet. Selbst in den Erstklassfibeln, suchte die NS-Propaganda durch entsprechende Inhalte Einfluss auf Erziehung und Bildung der Kinder zu nehmen. Das Schulsystem tat alles, um den Kindern nationalsozialistisches Gedankengut einzutrichtern und willfährige Volksgenossen heranzuziehen.
Der nationalsozialistische Erziehungsstil war daraufhin ausgelegt, die Kinder auf das harte Soldatenleben vorzubereiten. Zucht und Ordnung standen an oberster Stelle. Die Prügelstrafe war üblich. Bestrafungen folgten auch zu geringen Anlässen, z.B. wenn ein Schüler einen Text nicht flüssig lesen konnte und bei einer Antwort stammelte. Oft gab es Stockschläge auf den Hintern, die Ohren wurden lang gezogen, Ohrfeigen ausgeteilt. Nicht selten flog der ein oder andere Gegenstand quer durchs Klassenzimmer und traf auch mal ein Kind. Niemand nahm daran Anstoß, da auch in vielen Elternhäusern derartige „Erziehungsmethoden“ üblich waren
Auf Grund des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Beamtentums“ vom 7.April 1933 wurden nicht nur jüdische Lehrkräfte vom Dienst suspendiert, sondern auch solche, die sich dem System nicht unterordnen wollten. Nach der Machtübernahme 1933 verloren 3.000 Pädagogen ihr Amt. Wer jetzt noch übrig blieb und weiter unterrichten durfte, musste dem gleichgeschalteten NSLB (nationalsozialistischer Lehrerbund) beitreten. Ihm gehörten offiziell 97 % aus den Reihen der Lehrerschaft an und 1/3 der Lehrer waren Mitglieder der NSDAP. Eine konsequente Ausrichtung der Lehrer auf die NS- Ideologie war für die braunen Machthaber von entscheidender Bedeutung für die Durchsetzung ihrer Ziele.
In der Dienstordnung für Lehrer hieß es u.a
Als Nachfolger von Ivo Weinmann trat im Jahre 1926 Ludwig H. sein Amt als Lehrer und Schulleiter in Wolferstadt an. Er galt bei der Bevölkerung als ein korrekter und kompetenter Erzieher, der „zwar streng war, bei dem man aber etwas gelernt hat“ Wie zu damaliger Zeit es üblich war, versah er auch den Organistendienst in der Pfarrkirche. In der Gemeinde und in der Pfarrei stand er in hohem Ansehen.
Mit dem Erstarken der NSDAP anfangs der 1930-er-Jahre schlug H. allerdings einen Weg ein, der im krassen Gegensatz zu der weithin konservativ und christlich geprägten Gesinnung der Bevölkerung war. Vor allem mit dem damaligen Ortsgeistlichen Willibald Strobel geriet er zunehmend in Konflikt.
H. ließ sich von der NS-Ideologie blenden und zum Werkzeug eines verbrecherischen Systems missbrauchen. Bedauerlicherweise kam es dadurch zu einer zunehmenden Belastung des früher so guten und fruchtbaren Verhältnisses mit der Brevölkerung
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