Die Fassion der Schulstelle um 1850
(materielle Absicherung)
Nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht wurden die Gemeinden verpflichtet, in einer "Fassion" , in der die verschiedenen Geld- und Naturalleistungen sowie Nutzungsrechte aufgelistet waren, für den Unterhalt der Lehrer zu sorgen. Zur Kasse gebeten wurden hierfür die politischen Gemeinden des Schulsprengels, die Pfarrgemeinde, die verschiedenen kirchlichen Stiftungen und nicht zuletzt die Eltern über das Schulgeld.
Die fassionsmäßigen Einkünfte des Wolferstädter Lehrers Martin Neubauer im Schuljahr 1846/47 setzten sich wie folgt zusammen:
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fl
Gulden
|
X
Kreuzer
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1. vom königlichen Rentamt Monheim
an Geld.........................................................................................................................
an Korn..........................................................................................................................
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4
----
|
----
28
|
insgesamt:..................................................................................................................
|
4
|
28
|
2.Aus Verrichtungen im Kirchendienst:
Pfarrkirche St.Martin...................................................................................................
Maria Trost-Stiftung....................................................................................................
Laurentius-Stiftung......................................................................................................
Filialkirche Hagau.........................................................................................................
Frühmeßstiftung............................................................................................................
|
37
8
0
1
5
|
51
30
15
36
0
|
insgesamt:
|
53
|
2
|
3. Von der Gemeinde:
Weiderecht:.....................................................................................................................
8 Klafter Holz und 200 Wellen.....................................................................................
Holzfahren.......................................................................................................................
Krautsammlung...............................................................................................................
|
0
88
11
4
|
30
30
36
0
|
insgesamt:
|
104
|
36
|
4. An Schulgeld:
139 Werktagsschüler...............................................................................................
36 Feiertagsschüler...................................................................................................
|
220
28
|
44
48
|
insgesamt:
|
249
|
32
|
5. Außerordentliche Einnahmen
Schulstrafen und Entlaßscheine................................................................................
|
27
|
52
|
6. Nutzungsrechte
der Wohnung im Schulhaus.....................................................................................
der Dienstgründe..........................................................................................................
|
23
23
|
0
0
|
insgesamt:
|
46
|
|
Gesamteinkommen:
|
485
|
40
|
Geradezu trostlos war die wirtschaftliche Lage der Hilfslehrer, die als "Gehilfen" im Haushalt des Lehrers lebten und von der Schulgemeinde lediglich einen Unterhaltszuschuss bezogen. Im Jahre 1870 waren es 4 fl 10 X pro Monat. Im Schuletat für dieses Jahr sind für drei "Gehilfen" Unterhaltszuschüsse ausbezahlt worden:
Empfänger
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von .....bis
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Betrag
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Hilfslehrer Schwaiger
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Mai - September
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20 fl 50 X
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Schulgehilfe Riegg
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Oktober - Dezember
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12 fl 30 X
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Schulgehilfe Frisch
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Januar - April
|
16 fl 40 X
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Summe
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50 fl
|
fl = Gulden
|
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X = Kreuzer
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Ein Paar Semmeln
|
1 X
|
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Kartoffeln: 1/2 bayer. Metzen
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22 X
|
ein Roggenlaib: zu 6 Pfund
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30 X
|
Milch: 1 Maß
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4 X
|
ein Roggenlaib: zu 1 Pfund
|
7 X
|
Schmalz: 1 Pfund
|
28 X
|
ein Laib Brot: zu 3 Pfd
|
13 X
|
Butter: 1 Pfund
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30 X
|
ein Kipf
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6 X
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Eier: 1 Stück
|
1 X
|
Semmelmehl: 1 Metzen
|
4 fl 13 X
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1 Spanferkel
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1 fl 46 X
|
Roggenmehl: 1 Metzen
|
3 fl
|
1 Lamm
|
1 fl 50 X
|
Weizengries fein: 1 Metzen
|
7 fl 1 X
|
1 Kitz
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1 fl 30 X
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Erbsen, gerollte: 1 Maß
|
6 X
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1 Gans: (geputzt)
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1 fl 30 X
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Erbsen, ungerollte: 1 Maß
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4 X
|
1 Ente: (geputzt)
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1 fl 5 X
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rote Linsen: 1 Maß
|
6 X
|
1 alter Hahn
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25 X
|
weiße Linsen:1 Maß
|
7 X
|
1 altes Huhn
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22 X
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Hanfkörner: 1 Maß
|
6 X
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junge Hühner: 1 Paar
|
41 X
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Hirse: 1 Maß
|
10 X
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Tauben: 1 Paar
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15 X
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Kochsalz: 1 Zentner
|
6 fl 5 X
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Flachs: 1 Pfund
|
42 X
|
Salz: 1 Pfund
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4 X
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Heu: 1 Zentner
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1 fl 20 X
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Leinöl: 1 Pfund
|
20 X
|
Stroh: 1 Zentner
|
50 X
|
Seife: 1 Pfund
|
12 X
|
Buchenholz: 1 Klafter
|
16 fl
|
Hecht: 1 Pfund
|
33 X
|
Birkenholz: 1 Klafter
|
13 fl
|
Karpfen: 1 Pfund
|
22 X
|
Fichtenholz: 1 Klafter
|
10 fl
|
Rindfleisch: 1 Pfund
|
17 X
|
Föhrenholz,: 1 Klafter
|
10 fl
|
Kalbfleisch: 1 Pfund
|
14 X
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Schafwolle, 1 Pfund
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50 X
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Schweinefleisch: 1 Pfund
|
18 X
|
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Umrechnungskurs 1872:
1 Gulden = 60 Kreuzer
1 Gulden = 1,80 Mark
1 Kreuzer = 3 Pfennige
Erst 1912 wurde die Ausbildung der Volksschullehrer an die Erfordernisse der Zeit angepasst und neu geregelt. Drei Jahre Präparandenanstalt und drei Jahre Seminar wurden zu einem sechsstufigen Lehrgang ausgebaut. Im Jahr 1918 wurde die geistliche Schulaufsicht beseitigt und durch die Fachaufsicht ersetzt. Die Verbindung zwischen dem Volksschuldienst und dem niederen Kirchendienst wurde gelöst. 1919 wurden die Volksschullehrer dann Beamte des Staates.
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Eine realistische Einschätzung der Einkommensverhältnisse wird vor dem Hintergrund der damaligen Preise deutlich.
Preisliste vom November 1867