Für die Errichtung bzw. den Unterhalt war die Ortsherrschaft, d.h.das Domkapitel von Eichstätt zuständig. Das Wohnrecht war Teil der Besoldung des Mesners und Schulmeisters, wie auch der kostenlose Bezug des erforderlichen Brennholzes durch die bäuerliche „gmaind“. Letzteres gab allerdings des öfteren Anlaß zur Klage. So beschwerte sich der Schullehrer Anton Böswald im Jahre 1796 beim Domkapitel, „er hätte von der Gemeind weder ein Krautgärtlein noch ein Steckelein Holz bekommen“. Zum Schul-und Mesnerhaus gehörten auch einige Ökonomiegebäude gegenüber: ein Stadel und ein kleiner Stall für eine Kuh, oder ein paar Geißen. Ein Krautgarten, ein steiniges Äckerlein hinter der Kirche und eine Wiese in der Wemdinger Flur standen dem Lehrer zur Nutzung und zum Lebensunterhalt seiner Familie zur Verfügung. Wie die „Dienstwohnung“ gehörten auch diese „Dienstgründe“ zur „Fassion“, d.h. zur materiellen Ausstattung der Lehrerstelle.
Nach dem Bau eines neuen Schulhauses im Jahre 1840 durch die Schulsprengelgemeinden verbesserten sich auch die Wohnverhältnisse des Lehrers
Während im Obergeschoss 2 Schulsäle entstanden, war im Erdgeschoss eine für damalige Verhältnisse geräumige, von den Schulräumen abgetrennte Wohnung. Sie bestand aus 2 relativ großen Räumen: dem Wohnzimmer und einem Fremdenzimmer auf der Südseite und 4 kleineren Kammern, darunter Küche und Schlafzimmer. Im Obergeschoss zwischen den beiden Schulsälen war ein kleines Zimmer für den „Schulgehilfen“, der im Haushalt des Lehrers mitversorgt werden musste. Der Abort – ursprünglich innerhalb der Lehrerwohnung – wurde von der Schule und der Lehrerfamilie gemeinsam benützt. Später wurde er in einen Anbau auf der Nordseite des Hauses verlegt.
Problematisch war die Versorgung mit Wasser. Die Lage auf dem Kirchberg, hoch über der wasserreichen Talsohle und auf felsigem Untergrund bot keinerlei Möglichkeit, einen Brunnen zu graben. Eine Zisterne im Garten lieferte zuweilen Brauchwasser, das man zum Waschen und Gießen verwenden konnte. Trinkwasser jedoch musste vom „Röhrenkasten“ im Dorf unten geholt und mühsam den Berg hinauf geschleppt werden. 1890 erhielten Schule und Lehrerwohnung durch den Bau einer Wasserleitung vom Brunnen im Anwesen Hs.Nr.2 (Zollbauer-Schreiner) zu einem Wasserbehälter südlich der Schule schließlich Zugang zu einigermaßen einwandfreiem Trinkwasser
Durch den Neubau des Schulsaalgebäudes im Jahre 1889 eröffnete sich die Möglichkeit die beiden Schulsäle im Obergeschoss des alten Schulhauses anderweitig zu nutzen.Ein Raum fand für gemeindliche Zwecke Verwendung, der andere diente den „Sonntagsschülern“ (landwirtschaftliche Berufsschule) als Unterrichtsraum und im Bedarfsfall der Schule als weiteres Klassenzimmer.
Im Jahre 1900 stellte der damalige Schulverweser Riederer bei der Gemeinde den Antrag, durch Umbaumaßnahmen im Gemeindezimmer einen weiteren Wohnraum für ihn zu schaffen. Die Bedenken der Gemeinde wegen der Kosten veranlassten den Schulverweser schließlich darauf zu verzichten. Es kam zu einem Vergleich, der durch den Schulausschuss wie folgt beschlossen wurde
Nach Kriegsende wurde im Obergeschoss der alten Schule ein Lehrsaal zu einer weiteren Dienstwohnung mit Küche, Wohnzimmer,Schlafzimmer und Kinderzimmer) umgebaut. Wohnungsinhaber war bis 1956 die Familie des Lehrers Michael Joas.
Im Jahre 1960 wurde nach der Planung von Maurermeister Geiß aus Wörnitzostheim der verbliebene Schulsaal in das Erdgeschoss verlegt und das Obergeschoss zu einer kompletten Wohnung mit WC und Bad ausgebaut. Mit dem Einbau einer neuen Treppe vom Erdgeschoss zum Obergeschoss erhielt auch der Keller einen neuen Zugang, womit die von der Aufsichtsbehörde immer wieder beanstandete Falltüre endgültig entfernt werden konnte. Die Arbeiten wurden von den örtlichen Unternehmen Xaver Hönle (Maurerarbeiten) und Josef Hönle (Zimmermann) durchgeführt. Im November 1960 war die Wohnung bezugsfertig.
Die Belegung der Dienstwohnung |
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ERDGESCHOSS |
OBERGESCHOSS |
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Dienstwohnung I
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Gehilfenzimmer |
Schule |
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1841 |
Martin Neubauer |
Josef Lindinger |
Schulsaal I |
Schulsaal II |
1842 |
Martin Neubauer |
Eugen Veit |
Schulsaal I |
Schulsaal II |
1854 |
Franz Xaver Schwab |
Eugen Veit |
Schulsaal I |
Schulsaal II |
1864 |
Joseph Stockhammer |
Ludwig Vogel |
Schulsaal I |
Schulsaal II |
1889 Bau des neuen Schulsaalgebäudes
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1899 |
Franz Wolff |
Martin Wiest |
Gemeinderaum |
leer |
1900 |
Franz Wolff |
Johann Riederer |
Gemeinderaum |
leer |
1904 |
Ivo Weinmann |
Veronika Schwaiger |
Gemeinderaum |
leer |
1913 |
Ivo Weinmann |
Cäcilia Ohnesorg |
Gemeinderaum |
leer |
1926 |
Ludwig Hollerung |
Veronika Müller |
Gemeinderaum |
leer |
1946 |
Familie Hollerung;
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Veronika Müller |
Gemeinderaum |
leer |
1948 |
Josef Hüttenhofer |
Michael Joas |
Schulsaal |
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1956 |
leer |
leer |
Schulsaal |
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1960 |
Schulsaal + Nebenraum |
Anselm und Gertrud Wiedemann |
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1964 |
Gemeinderaum
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Familie Wiedemann |
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1985
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Famiie Wiedemann |
Über Jahrhunderte hinweg stand der Lehrer im Dienste der Kirche. In erster Linie musste er als Mesner, Kantor und Organist (magister ludi) dem Pfarrer zur Seite stehen. Wegen seiner kirchlichen Tätigkeiten war es zweckmäßig, in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche zu wohnen. Das hiesige Mesnerhaus stand einst links neben dem Eingangstor zum Friedhof. Die Reste der westlichen Giebelseite sind heute als Teil der Friedhofsmauer noch erkennbar. Neben seinen Diensten in der Kirche hatte der Mesner auch die Kinder der Pfarrei schulisch zu unterweisen. Die Befähigung hierzu hatte er als Lehrling bei einem erfahrenen Schulmeister erworben. Die Wohnstube der Mesnerfamilie diente gleichzeitig als Schulraum, in dem die lernwilligen Knaben und Mädchen des Pfarrsprengels unterrichtet wurden. Häufig nur durch einen Vorhang getrennt, ging nebenan die Frau des Lehrers ihren Hausarbeiten nach oder versorgte ihre kleinen Kinder. Wenn ihr Gatte zum Kirchendienst gerufen wurde, etwa zum Zwölfuhrläuten, zu einem Versehgang oder zum Organistendienst bei Beerdigungen oder Hochzeiten musste sie in der Stube die Schüler so lange in Schach halten bis der Schulmeister wieder kam. Die Doppelfunktion - private Wohn- und öffentliche Schulstube – in einem Raum definiert den Begriff „Dienstwohnung“ im wörtlichen Sinne und im Verständnis der damaligen Zeit.
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